Der Süden der Insel ist teilweise sogar noch völlig unerschlossen. Unsere Tour wird uns zu einem großen Teil auf der Halbinsel Jandia herumführen. Wir beginnen unsere Tour deshalb auch in Morro Jable, dem grössten Ferienort im südlichen Teil der Insel. Wir nehmen die Hauptstraße in Richtung Hafen. Kurz vor dem Hafen zweigt rechts eine Piste ab. Dieser folgen wir. Vorbei an einzelnen Häusern sieht man rechts die Berge des Zentralmassives von Jandia und links das Meer. Die sehr gewundene, staubige Piste schlängelt sich immer weiter nach Südwesten. Rechterhand sieht man schroffe Täler mit größeren grünen Flecken, die von nahem betrachtet Pflanzenansammlungen der Jandia-Wolfsmilch sind, Diese ist ein sogenannter Lokalendemit, das heißt eine Pflanzenart die nur hier in Jandia vorkommt und sogar unter Naturschutz steht. Je weiter wir auf der Piste fahren, desto einsamer wird es. Nach circa 10 Kilometer zweigt nach rechts ein Weg in Richtung Berge ab. Dieser Weg führt nach Cofete. Wir halten uns aber auf dem Hauptweg und fahren Richtung Punta de Jandia, der Südspitze der Insel. Nach einem weiteren Stück des Weges fällt die Landschaft ab.
Von hier aus hat man wunderschönen Blick auf das Plateau der Südspitze. Man kann den malerischen Ort Puerto de la Cruz, der sich mehr und mehr zu einem "Wochenend-Dorf" entwickelt hat. Heute gehören viele Häuser nicht mehr Fischern von einst, sondern werden als Wochenenddomizil von wohlhabenden Spaniern genutzt. Hinter dem Dorf erkennt man den Leuchtturm vom Punta de Jandia. Dort fahren wir dann auch ersteinmal hin. An der Südspitze Fuerteventuras angekommen, hat man eine schönen Blick auf die Halbinsel Jandia und die zerklüftete Küste. Bei sehr guten Sichtverhältnissen kann man von hier aus sogar die Bergspitzen von Gran Canaria sehen.
Wieder auf dem Rückweg, kann man in Puerto de la Cruz nach links abbiegen um zur Punta de Pesebre zu gelangen. Vorbei an einem alten aufgelassenen Flugfeld geht es zu diesem Kap mit Leuchtturm. Von dort hat man ein wirklich schönes Panorama auf die gesamte Playa de Barlovento und die Playa de Cofete.
Wir fahren von hier jetzt wieder zurück Richtung Morro Jable und biegen an der Abzweigung nach Cofete links ab. Die Piste windet sich nun bergauf und am höchsten Punkt, der "Degollada de Agua Oveja", ist ein Aussichtspunkt mit Blick auf Cofete, die Villa Winter und die Playa de Barlovento. Von hier geht es in Serpentinen wieder abwärts, wobei der Weg sehr eng ist. Die Spanier hupen normalerweise vor jeder Kurve, um anzuzeigen, das dort jemand kommt. Ist man dies nicht gewohnt, erschrickt man häufig. Wenn man aus den Bergen heraus ist, kommt man nach Cofete.
Cofete ist weniger ein Ort denn eine Ansammlung von Hütten. Völlig abgeschieden, ohne Strom und Wasser leben hier in der Hauptsache Individualisten und ein paar Ziegenhirten. Allerdings sind viele Hütten nicht ganzjährig bewohnt. Zu erwähnen ist noch das Cafe in dem man auch ganz gut - aber einfach - essen kann. Dieser Ort ist der Zielpunkt vieler Jeepsafaris. Man trifft hier immer irgendjemanden. Der Strand ist hier allerdings meist völlig einsam. Das hat zum einen seinen Grund darin, das die ganze Westküste von Jandia Naturschutzgebiet ist und zum anderen ist die Meeresströmung so stark, daß ein gefahrloses Baden nicht möglich ist. Man sollte nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser gehen! Für einen Strandspaziergang ist es hier jedoch optimal.
Wenn man hinter Cofete weiter in Richtung Playa de Barlovento fährt, so zweigt nach einiger Zeit ein Weg nach rechts ab, der in Richtung der Villa Winter führt. Das schon von weitem deutlich sichtbare Gebäude, erbaut im Stil eines spanischen Landhauses, gehörte einer der sagenumwobensten Gestalten der jüngeren Inselgeschichte: Gustav Winter. Gustav Winter - oder "Don Gustavo", wie er genannt wurde - ein deutscher Ingenieur, ließ sich hier vor dem 2. Weltkrieg nieder und pachtete von der spanischen Regierung weite Teile der Halbinsel Jandia. Er baute unter anderem das Elektrizitätswerk von Gran Canaria, versuchte sich nicht sehr Erfolgreich in der Fischverarbeitungsbranche. Er handelte auch mit Molkereiprodukten. Während des Krieges gab es natürlich viele Gerüchte um seine Tätigkeit. Es wurde hinter vorgehaltener Hand davon gesprochen, das deutsche U-Boote vor der Villa Winter versorgt worden sind. Seltsam ist auch, das in seinem Auftrag ein Flugfeld nahe Puerto de la Cruz angelegt worden ist. Da die Halbinsel Jandia auf dieser Seite mehr oder weniger Menschenleer war zu dieser Zeit (Viele Bewohner wurden 1939 nach Morro Jable umgesiedelt), konnte diese Gerücht aber nie bestätigt werden. Don Gustavo, der 1971 starb, hat sich dazu nie näher geäußert. Was dort wirklich geschah, wird man heute wohl nicht mehr erfahren. Zur Zeit gehört die Villa Winter immer noch den Nachkommen Don Gustavos. Sie steht leer, und man kann sie derzeit leider nicht besichtigen. Aber auch von außen ist die Villa Winter einen Besuch Wert. Vor einigen Jahren gemachte Pläne, daraus ein Hotel oder ein Restaurant zu machen sind auch erst einmal auf Eis gelegt worden. Im Moment ist einer Pläne der Cabildo Insular, der Inselregierung, das Gebäude zu kaufen und darin ein Naturschutzzentrum zu errichten.
Der Rückweg ist der gleiche wie der Hinweg: eine andere Möglichkeit hier wegzukommen gibt es nicht. Also fahren wir die abenteuerliche Straße wieder hinauf zur Passhöhe und wieder in Richtung Morro Jable. Von Morro Jable aus fahren wir dann die Küstenstraße weiter in Richtung Costa Calma/Cañada del Rio. Auf dem Weg an der Küste entlang kommen wir durch zwei kleine Ferienzentren mit nur einigen wenigen Hotels: Esquinzo und Risco des Paso. Kurz vor Risco del Paso ist an einer Straßenkurve ein Aussichtspunkt: Von hier hat man einem wunderschönen Blick auf die Playa de Sotavento und die Playa Barca mit einer 5 Kilometer langen und 300 Meter breiten Lagune, die nur während der Flut überspült ist. Dies ist eindeutig der schönste Strand von ganz Fuerteventura, wenn nicht von den ganzen Kanaren.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis wir zu der Feriensiedlung Costa Calma. Costa Calma oder auch Cañada del Rio entstand in den achtziger Jahren mehr oder weniger auf der "grünen Wiese". Auf betreiben von "Don Gregorio", dem Besitzer der ersten Hotelanlage in Costa Calma, begann man eine Grünzone, die "Zona Verde" einzurichten. Heute, mehr als zehn Jahre danach, ist an dieser Stelle schon ein richtiger Wald. Die "Zona Verde" wird dabei ständig erweitert und die Bewässerung erfolgt mit geklärten Hotelabwässern. Inzwwischen ist dies das Größte zusammenhängende Waldgebiet auf Fuerteventura und sogar der Grundwasserspiegel beginnt wieder zu steigen. Der Name "Costa Calma", also ruhige Küste, stammt von dem deutschen Architekten der ersten Anlagehier an diesem traumhaften Strand. Leider merkt man überall das diese Feriensiedlung ohne einen größeren Plan gebaut worden ist. Es fehlt eine Struktur und auch eine dörfliche oderr städtische Athmosphäre wie z. B. in Corralejo oder auch in Morro Jable fehlt hier völlig. Zwar gibt es einige Einkaufszentren, aber es gibt keinen Ortskern und so gibt es auch keinen richtigen zentralen Treffpunkt.
Von Costa Calma aus fahren wir weiter in Richtung Norgen und biegen hinter dem Ort nach links in Richtung La Pared ab. La Pared (spanisch für "Die Mauer", hier soll in Zeiten vor der spanischen Eroberung eine Mauer die beiden Inselkönigreiche Maxorata und Jandia getrennt haben) heißt nicht nur der kleine Ferienort, sondern vor allem die gesamte Landenge. Die nur fünf Kilometer breite Landenge wird "Isthmo de Pared" genannt. Wenn wir der Straße nach Pajara folgend an die Westküste kommen, ist dort direkt der Ferienort La Pared. Geplant waren hier auch Ferienclubs und Hotels und so wurde eine große Palmenallee gebaut. Man merkte aber schnell, das die Touristen hier nicht so glücklich waren und so bleibt der Ferien Club La Pared die einzige fertiggestellte Anlage. Die Prachtstraße wirkt ziemlich verloren in der Einöde. Im Laufe der Jahre ist immer wieder versucht worden, die Anlage zu beleben, zuletzt mit einem Zielgolfplatz. Doch da die Strände an der Ostküste einfach schöner sind, wird La Pared wohl immer ein Schattendasein fristen. Das heißt nicht, dsas es dort keine Strände gibt. Die "Playa del Viejo Rey", der Strand des alten Königs ist schön und wild. Die Brandung ist höher und die Strömung stärker als an der Ostküste. Hier findet man verhältnismäßig viele Individualisten. Die Ferienhäuser die nicht an Touristen vermietet werden konnten. werden jetzt sehr oft von Spaniern, die in der Tourismusbranche arbeiten, bewohnt. Besonders schön ist es, hier den Sonnenuntergang zu erleben. Mit kräftigen Farben versinkt die Sonne - oft mit farbenfrohen Wolken - im Atlantik.
Weiter in Richtung Norden fahren wir jetzt durch eine Landstrich der völlig Menschenleer ist. Nach einigen Kilometern durch unberührte Landschaften steigt der Weg an bis zur Passhöhe am Berg Tablada. Von hieraus hat man einen sehr schönen Blick über das westliche Zentralbergland und auch über einen Teil der Westküste. Dieser Teil ist auch heute noch ein militärisches Übungsgebiet, das nicht betreten werden darf. Nach der Paßhöhe geht es wieder runter und nach einigen Kilometern, kurz vor Pajara, zweigt links die Straße nach Ajuy ab.
Ajuy ist der älteste Hafen auf der Insel. In dieser Bucht sind 1402 Jean de Bethancourt und seine Männer gelandet. Heute ist dies ein verschlafener Fischerort, der erst in den achtziger Jahren an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen wurde. Dadurch, das sich nach der Eroberung der Insel der wirtschaftliche Schwerpunkt von Betancuria - nicht zuletzt wegen der schwierigen Wege vom Hafen zur Stadt - immer mehr in die Inselmitte verlegte, blieb Ajuy eine kleine Ortschaft. Heute werden hier immer mehr Häuser als Ferien oder Wochenenddomizile genutzt. Es gibt einige ziemlich gute und originelle Fischrestaurants in Ajuy.
Wir fahren zurück zur Hauptstraße und kommen dort nach wenigen Kilometern nach Pajara. Pajara ist heute die Verbundgemeinde für den Süden der Insel inclusive Jandia. Durch den dortigenTourismus kamen viele Ennahmen in die Kasse und der Wohlstand zeigt sich allein schon dadurch, das Pajara ein Freibad hat. Für eine Insel mit akuter Wassernot schon ziemlich bemerkenswert. Nur Antigua im Norden hat noch ein weiteres Schwimmbad auf der ganzen Insel. Auch ein Ort mit touristischer Einnahmequelle. Ansonsten ist Pajara ein sehr schöner Ort, wobei vor allem die Kirche mit interessanten Steinmetzarbeiten um das Portal aufwarten kann. Die Motive sind eindeutig Aztekisch aber es ist inzwischen sicher, das die Arbeiten nicht nicht über den Atlantik gekommen sind, sondern aus einem italienischen Musterbuch stammen und auf der Insel gefertigt wurden. Vor der Kirche ist ein kleiner Park, in dem man einen alten Schöpfbrunnen, einen Noria, restauriert hat. Früher wurden diese Brunnen von Eseln oder Kamelen angetrieben. Heute sieht man davon keinen einzigen mehr in Betrieb.
Von Pajara geht es weiter in das Inselinnere. Die nächste Gemeinde ist Tuineje. Hier kreuzt unsere Südroute den Weg der Nordroute. In der Nähe von Tuneje werden noch Tomaten angebaut. Der Wirtschaftszweig hat aber stark an Bedeutung verloren, weil die Fuerteventura-Tomaten zwar sehr Aromareich sind, aber einfach zu teuer. Auf Fuerteventura selbst gibt es auch hauptsächlich von Gran Canaria importierte Tomaten.
Tuineje ist heute ein Dorf, das nichts mehr von seiner früheren Wichtigkeit zeigt. Hier war in den vergangenen Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum des Getreideanbaus. Außerdem erlangte Tuineje Berühmtheit durch die "Schlacht bei Tuineje" im Jahre 1740, als ein Trupp britischer Korsaren versuchte die Insel zu plündern und eine vernichtende Niederlage gegen ein schlecht bewaffnete, aber listenreiche Bürgerwehr erlitt.
Von Tuineje aus fahren wir weiter in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel ist Gran Tarajal. Nach überqueren der Straße in Richtung Jandia kommt man schnell in die zweitgrößte Stadt Fuerteventuras. Gran Tarajal ist trotzt seiner Größe aber eine junge Gemeinde. Erst 1860 ließen sich die ersten Fischer hier dauerhaft nieder. Vorher wurde die Bucht zwar als Ankerplatz für Tuineje benutzt, aber aufgrund der ständigen Gefahr von Piratenüberfällen lebten die Majoreros lieber im Inselinneren. Seine heutigen Größe verdankt Gran Tarajal aber erst dem Beginn des Anbaus von Tomaten Ende der zwanziger Jahre. Bis in die achtziger Jahre wurden die Tomaten von Fuerteventura über Gran Tarajal verschifft. Mittlerweile hat auch diesen Part Puerto del Rosario übernommen. Der Name Gran Taraja rührt von den früher hier zahlreich gedeihenden Tamrisken (auf spanisch Tarajal) her. Auch heute noch gibt es hier einen sehr zahlreichen Palmenbestand. Hier trifft man wenige Touristen und es macht gerade abends Spaß, unter den Einheimischen auf der Promenade zu flanieren und in den Bars ein Bier und ein paar Tapas zu nehmen.
Wir fahren weiter zurück in Richtung Jandia, vorbei an Tarajalejo, einem kleinen Ort in dem es nur einige Appartementanlagen für Individualisten gibt, ebenfalls vorbei an La Lajita, wo es einen kleinen "Zoo" gibt und kommen bald an einen Punkt, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die ganze Halbinsel Jandia mit der Playa de Sotavento und dem Isthmo de Pared hat. Schließlich kommen wir wenn wir weiterfahren wieder nach Costa Calma. Von hier aus ist es mit dem Auto nur noch eine Viertelstunde bis nach Morro Jable, unserem Ausgangsort.